Notfallkastration beim Rüden

Viele Hundehalter sprechen sich für eine Kastration ihres Hundes aus. Doch ein Tierarzt darf diese nicht ohne vernünftige Gründe durchführen. Ist der Rüde an läufigen Hündinnen interessiert und gehorcht dann nicht, liegt kein solcher Grund vor! Das ist nur der Fall, wenn Ihr Rüde an einer Erkrankung der Geschlechtsorgane oder sogar an Krebs, z.B. Hodenkrebs, leidet.  Aus vielen dieser Erkrankungen resultieren oft extreme Folgen, weswegen eine Kastration beim Hund in solchen Fällen zulässig ist. Im Folgenden erfahren Sie viele weitere wichtige Punkte zur Notfallkastration beim Rüden.

Wann genau spricht man von einer Notfallkastration beim Rüden?

notfallkastration beim rüden Das ist, wie oben erwähnt, bei bestimmten Erkrankungen der Fall. Dazu zählen vor allem Hoden- und Prostatakrebs mit bösartigen Tumoren. Aber auch gutartige, dennoch störende Tumore sind ein legitimer Grund für eine Notfallkastration beim Rüden. Des weiteren macht ein Perianaltumor oder eine Perinealhernie diesen Eingriff oftmals nötig. Ersteres ist ein schmerzhafter Tumor am Darmausgang des Tieres, der häufig mit einer Hämorrhoide verwechselt wird. Eine Perinealhernie bedeutet, dass durch das Nachlassen der Stabilität des Beckenbodens Baucheingeweide im Bereich des Damms durch die Körperwand vorfallen. Betroffene Rüden haben starken Kotdrang, Schwierigkeiten und Schmerzen beim Absetzen des Kots und eine große Schwellung, in der sich Fett und eben die Eingeweide befinden, seitlich-unterhalb des Afters. Diese Krankheit kommt vor allem bei unkastrierten älteren Rüden vor.

Zudem sind einige Rassen, etwa Boston Terrier, Welsh Corgie, Pekinese, Collie, Boxer, Pudel, Dackel, Kelpie, Old English Sheepdog, Bobtail, Deutscher Schäferhund und einige weitere, häufiger von einer Perinealhernie betroffen als andere.

Um ein erneutes Auftreten einer Perinealhernie zu verhindern, sollte bei der Operation gleichzeitig auch die Kastration durchgeführt werden.

Es gibt zudem angeborene Erkrankungen bzw. Missbildungen, die eine Notfallkastration beim Rüden erfordern. Das ist oft beim Kryptorchismus* der Fall. Das bedeutet, dass ein Hoden nicht im Hodensack liegt. Die Ursache ist ein gestörter Hodenabstieg beim Welpen; der Hoden verbleibt im Bauchraum. Es gibt noch weitere Fälle; doch meist wird Kryptorchismus als Oberbegriff für alle Lageanomalien der Hoden verwendet. Da oft Hodenkrebs aus dieser Anomalie entsteht, ist hier ebenfalls eine Notfallkastration beim Rüden zu empfehlen.

Aber dass eine Kastration bestimmte Krankheiten verhindert, hat sich nach neuesten Studien leider als falsch herausgestellt. Also gibt es außer einer akuten Erkrankung eigentlich keinen weiteren Argumente für eine Kastration beim Rüden zuzustimmen! Selbst wenn die Kastration einer Erkrankung vorbeugen würde, würde es sich dann jedoch nicht um einen Notfall handeln – schließlich ist die Krankheit ja noch nicht ausgebrochen.
Und wer unter normalen Umständen einfach mal testen möchte, wie sich eine Kastration auf das Verhalten auswirkt, sollte vielleicht erst einmal die Möglichkeit einer chemischen Kastration in Betracht ziehen.

Was kostet eine Notfallkastration beim Rüden?

Die durchschnittlichen Kosten einer Kastration bei einem gesunden Hund, wenn es keine Komplikationen gibt, liegen bei ca. 250€. Da beim Rüden nur die Hoden entfernt werden, ist der Eingriff schneller ausgeführt und weniger riskant als bei der Hündin. Daher kostet eine Kastration bei einer Hündin auch meist etwas mehr.

Kastration Kosten Handelt es sich jedoch um eine Notfall-Kastration beim Rüden, können die Kosten in ungeahnte Höhen stiegen. Entdeckt der Tierarzt beim regelmäßigen Check-Up bei Ihrem Tier einen Hodentumor, muss dieser sofort entfernt werden. Auch bei Perianaltumoren oder Prostatakrebs ist das der Fall. Da gerade bösartige Tumore extrem schnell wachsen und so lebensbedrohlich werden können, kommt es hier buchstäblich auf jeden Tag an.  Zudem sind Tumore nicht durch Medikamente behandelbar; neben einer Chemotherapie ist die Operation und damit die Notfallkastration beim Rüden die einzige Behandlungsmöglichkeit.

Durch diese Erkrankungen wird die Kastration für den Tierarzt aber aufwändiger. Schließlich muss er neben den Hoden noch den Tumor bzw. das entzündete Gewebe entfernen. Dabei muss er darauf achten, dass dieser/ dieses auch wirklich vollständig aus dem Körper des Hundes verschwindet. Es kann dabei jedoch auch immer zu Komplikationen kommen – auch dann fällt die Rechnung in der Regel höher aus.

Dazu kommt, dass in vielen solcher Notfälle die Nachbehandlung intensiver ausfällt. Gerade nach einem Tumor muss einige Zeit später überprüft werden, ob sich nicht erneut ein Tumor gebildet hat. Eventuell ist in diesem Fall sogar eine zweite Operation nötig. Das ist auch der Fall, wenn die Wundnaht wieder aufgeht oder sich entzündet.

Gibt es eine Versicherung, die für die Kosten der Notfall-Kastration beim Rüden aufkommt?

Bei der Hundekrankenversicherung und der Hunde-OP Versicherung sind alle Operationen eingeschlossen – also auch eine Kastration beim Hund (wenn diese eine untergeordnete Rolle spielt). Nur wenn der Vierbeiner im Zuge einer Grunderkrankung (Prostatatumor beim Rüden oder Gebärmutterentzündung bei der Hündin) kastriert wird, zahlen beide Versicherungsarten in der Regel die vollen Kosten. Ganz wichtig: Darin sind auch immer die Kosten für die Nachbehandlung enthalten! Geht es Ihrem Hund nach der OP also schlecht und es erfolgt eine ausführliche Kontrolle usw., übernimmt die Versicherung auch dies. Allerdings gibt es bei der Hunde-OP Versicherung nur Tarife, bei denen nur die ersten zehn bis fünfzehn Tage nach dem Eingriff versichert sind. Wer auf Nummer Sicher gehen will, und einen längeren Nachbehandlungszeitraum versichert haben möchte, müsste sich für eine Hundekrankenversicherung entscheiden.

Ist Ihr Hund bereits erkrankt, haben Sie durch die Kastrationsversicherung trotzdem noch die Möglichkeit, zumindest den Kastrationszuschuss (ohne Wartezeit) zu erhalten.

Aber Achtung: Wer seinen Hund aus anderen Gründen kastrieren lassen möchte, also keine Notfallkastration beim Rüden vorliegt, erhält lediglich bei ein bis zwei Anbietern einen Kostenzuschuss. Dies wäre in der Hundekrankenversicherung die Helvetia und die Uelzener und in der Hunde-OP Versicherung ausschließlich die Uelzener.
Überlegen Sie sich also gut, ob ohne eine Erkrankung auch eine Kastration unbedingt sein muss – zum Wohle Ihres Hundes und zur Schonung Ihrer Brieftasche.

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